Predigt zum Sonntag | Gemeinde Luzein

Predigt zum Sonntag

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4.Mose 23.13-26: „Balak sprach zu ihm: Komm doch mit mir an einen andern Ort, von wo aus du nur sein äusserstes Ende siehst, aber nicht das Ganze, und verfluche es mir von dort. Und er führte ihn zum Späherfeld auf dem Gipfel des Pisga und baute sieben Altäre und opferte auf jedem Altar einen jungen Stier und einen Widder. Und Bileam sprach zu Balak: Tritt zu deinem Brandopfer, ich aber will dort auf eine Begegnung warten.

Und der HERR begegnete Bileam und gab ihm das Wort in den Mund und sprach: Geh zurück zu Balak und sprich so! Und als er zu ihm kam, siehe, da stand er bei seinem Brandopfer samt den Fürsten der Moabiter. Und Balak sprach zu ihm: Was hat der HERR gesagt?
Und er hob an mit seinem Spruch und sprach: Steh auf, Balak, und höre! Nimm zu Ohren, was ich sage, du Sohn Zippors! Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue. Sollte er etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht halten? Siehe, zu segnen ist mir befohlen; er hat gesegnet, und ich werde es nicht wenden. Er sieht kein Unheil in Jakob und kein Verderben in Israel. Der HERR, sein Gott, ist mit ihm, und es jauchzt dem König zu. Gott, der sie aus Ägypten führt, ist für sie wie das Horn des Wildstiers. Denn es gibt kein Zaubern in Jakob und kein Wahrsagen in Israel. Zur rechten Zeit wird Jakob und Israel gesagt, was Gott tut. Siehe, das Volk wird aufstehen wie ein junger Löwe und wird sich erheben wie ein Löwe; es wird sich nicht legen, bis es den Raub verzehrt und das Blut der Erschlagenen trinkt. 

Da sprach Balak zu Bileam: Du sollst es weder verfluchen noch segnen. Bileam antwortete und sprach: Hab ich dir nicht gesagt, alles, was der HERR redet, würde ich tun?“

Lesung: Johannes 8.31-36

Liebe Gemeinde

„Was hat der HERR gesagt?“ fragt König Balak, als Bileam zurück kommt. Ich staune, dass er so fragt. Wie kommt es überhaupt, dass Balak den Namen HERR ausspricht, den Namen des Gottes Israels? Hinter dem Wort nämlich, das in unseren Bibeln, der Luther Bibel oder der Neuen Zürcher Bibel, mit HERR wiedergegeben wird, HERR mit lauter Grossbuchstaben geschrieben, steht im Hebräischen der Name Gottes. Mit vier Buchstaben wird dieser geschrieben. Diese vier Buchstaben stehen für die Bedeutung des Namens Gottes: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Ähjäh ascher ähjäh. So aber sprach niemand den Namen aus. Man sprach ihn kürzer aus, so wie aus Johannes zuweilen ein Hans oder Jan wird oder aus Margreth ein Deti. Und die Israeliten sprachen den Namen später überhaupt nicht mehr aus, um ihn nicht zu missbrauchen. So weiss man nicht mehr sicher, wie er ausgesprochen wurde. Dort, wo die vier Buchstaben für den Namen stehen, sagen sie „Adonai“, das bedeutet HERR, oder sie sagen „HaSchem“, das bedeutet „der Name“.

Aber der König der Moabiter, woher kannte er den Namen Gottes, den Gott selber dem Mose geoffenbart hatte beim brennenden Dornbusch? Von Bileam. Der hatte den Namen des Gottes Israels wohl in Erfahrung gebracht. Der war nicht geheim, dass man ihn nicht hätte in Erfahrung bringen können. Die Namen der Götter anderer Völker kannte man ja auch.

Und nun will König Balak wirklich wissen, was der HERR, der Gott Israels, sagt? Eine schwierige Frage. Natürlich will er wissen, - ob es nun diesmal funktioniert und der gewünschte Fluch kommt. Wir wollen manchmal doch auch wissen, was der oder die sagt, zu uns, über uns, in unserer Sache, - hoffentlich doch das, was wir wünschen und erwarten. „Was hat der HERR gesagt? Doch hoffentlich diesmal, was ich will.

Die Frage und Erwartung von König Balak zeigt, dass er keine Ahnung davon hatte, wer der HERR ist. Er hatte keine Ahnung von Gott. Was ist Gott? Kennt ihr diese Frage? - Was ist Gott? Eine höhere Macht? Eine verborgene Kraft? Kann man damit etwas anfangen? Die einen sagen: Ich brauch's. Andere sagen: Ich komme ohne aus. Die einen haben spirituelle Bedürfnisse, andere nicht. Die einen brauchen Kräfte der unsichtbaren Welt, andere sagen: Ich habe noch nie etwas davon gespürt und brauche es auch nicht. Das tönt so ähnlich, wie wenn die einen sagen: Ich brauche Fleisch, und andere: ich bin nicht darauf angewiesen. Ich brauche die Weite der Natur, und ich brauche den Betrieb der Stadt. Kommt es euch auch vor, dass man manchmal in solcher Art von Gott und Glauben an ihn redet?

Gott, der sieht, Gott der hört, Gott, der spricht, - so reden von ihm die Menschen der Bibel, denen Gott begegnet ist. Gott, der will und es tut. So bezeugen ihn die Menschen der Bibel. Gott, der nicht lügt und nicht täuscht, der bei seinem Wort bleibt. Gott der redet, der zu Menschen redet, verbindlich, der von Menschen verlangt, dass sie tun, was er will, der auch Menschen dazu zwingt, zu tun, was er will, wie hier den Bileam. Gott legte ihm sein Wort in den Mund. Und Bileam sagt, - er kann auch nichts anderes sagen: „Zu segnen habe ich empfangen.“ Und was er empfangen hat, muss er weiter geben. Er kann nicht anders. „Er, Gott, hat gesegnet. Ich werde es nicht wenden.“

Hat Balak nicht schon etwas Ähnliches gehört? Ja, aber offensichtlich wollte oder konnte er das nicht fassen. Zu anders ist Israels Gott als alle erdachten Götter und Götzen der Völker, zu anders als menschliche Vorstellungen von Gott, wie man sie immer hört, Vorstellungen, die einem eingeredet werden, die in einem eingehen, bis man sie schliesslich für wirklich hält.

Nun geht es in eine zweite Runde für den König, der den Fluch über Israel will: Er soll Gott kennen lernen. Er soll es hören: Gott lügt nicht. Das ist nicht wie bei den Menschen, die schnell die Meinung wechseln, nicht immer wegen tieferer Erkenntnis, sondern wegen Vorteilen, die winken. Und er soll mehr vom Wesen Israels hören. Und wenn man das recht hört, hilft es zur tieferen Erkenntnis Gottes.

Gott sieht in Israel keinen Machtmissbrauch, darum auch kein Unglück. Wo Macht missbraucht wird, da kommen Nöte über die Völker. Das sehen wir. Es gibt auch kein Zaubern und kein Wahrsagen, sondern Gott tut seinem Volk deutlich kund, was er ihm zeigen und sagen will. Stimmt das, sehen wir solches in Israel, - und wir können ruhig beifügen, - sehen wir solches in der Kirche? O nein, oder leider nur bruchstückhaft! In Israel hat es Machtmissbrauch gegeben und gibt es bis heute, auch in der Kirche. Und mit Wahrsagerei und dem Versuch, mit irgendwelchen Kräften der unsichtbaren Welt zu wirken, ging und geht es ähnlich. Warum weissagt denn Bileam, dass Gott keinen Machtmissbrauch und kein Unglück in Israel sieht? Warum sagt er, dass da kein Zaubern und Wahrsagen geschieht? Weil Gott das Ziel sieht. So wird Israel sein, so wird sein Volk werden, zu dem nicht nur Israel gehört, sondern auch Menschen aus allen Völkern, Sprachen und Kulturen, die dazu kommen. Und Gott wird sein Volk zu seinem Ziel bringen. 

Wie? „Er hat sie aus Ägypten geführt.“ Wörtlich heisst es: „Er ist der sie aus Ägypten Führende.“ Er ist daran, sie aus Ägypten zu führen. Das ist aber doch vierzig Jahre vor Bileam geschehen! Das Volk steht am Ende seiner vierzig jährigen Wüstenzeit. Von Ägypten hat es nun vierzig Jahre Abstand. Ja, aber die Erinnerungen an Ägypten sind nicht erloschen und manchmal der Wunsch, nach Ägypten zurückzukehren, auch nicht. Israel war in Ägypten nicht nur versklavt. Es hat auch von der Art Ägyptens angenommen. In Ägypten gab es Fleisch und Zwiebeln und Knoblauch und Melonen und Götter und Göttinnen und deren Feste mitten in der Sklaverei und dem Schuften und geschlagen Werden. Der Gott der Väter aber ist darüber in den Hintergrund getreten. Das hat freilich nicht nur mit Ägypten zu tun. So oder ähnlich geht es unter allen Völkern. Welche Stellung wir auch haben, wer wir auch sind, von unserem Umfeld sind wir geprägt. Wir kennen und dienen Gott nicht selbstverständlich, auch wenn jemand Israelit ist, nicht, auch wenn jemand zur Kirche gehört, nicht.

Der Herr Jesus sagte zu Menschen, die ihm zuhörten: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8.30ff.) Nicht alle hörten das gern. Das tönte so, als schaue Jesus sie als Sklaven an. Und da hatten sie recht verstanden. Darum wehrten sie sich: Wir sind doch keine Sklaven. Wir sind Abrahams Kinder. Wir sind auch nie jemandes Sklaven gewesen. Und das gilt, auch wenn die Römer im Land über uns herrschen. Die sind nicht unsere höchste Instanz. Wir haben unseren Gott, wir sind frei. „Wie sagst du denn:  Ihr sollt frei werden?“ Was antwortete Jesus? „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“ Der ist ein Sklave der Sünde. „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.“

Haben wir das verstanden? Dass Gott sein Volk aus Ägypten führt, ist ein Zeichen für die ganze Erlösung, die Erlösung von allem, was uns hindert, Gott von Herzen und mit Freuden zu dienen. Diese Erlösung hat uns der Sohn Gottes eröffnet durch seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz und seine Auferstehung danach. So hat er sich als der wahre Freie und das wahre Kind Gottes erwiesen, frei von jeder Rebellion gegen den Vater, frei von jedem Machtmissbrauch, frei von allem, was dem Vater missfällt, frei in der vollkommenen Liebe. Darum wird frei, wer ihn hört, wer an seinem Wort bleibt, wer es tut, wer ihm nachfolgt, wer sich mit Christus gestorben und begraben weiss, um mit ihm zu leben und Gott zu dienen. Das wird uns geschenkt in Jesus Christus. In ihm sieht uns Gott als Glied seines Volkes ohne Böses, ohne irgendetwas Unschönes, ohne Flecken, ohne Runzel. Wie sehen es noch nicht, aber weil es uns gegeben ist auf Hoffnung, darum üben wir uns in der Nachfolge des Herrn Jesus, das Alte ans Unheilvolle Versklavte, - der Apostel Paulus nennt es den Alten Menschen, - das abzulegen, zu töten, immer wieder, täglich, und dafür den neuen Menschen in Christus, ja Christus selber anzuziehen. Tun wir das, so haben wir Anteil an Gottes Wirken, der daran ist, sein Volk aus Ägypten herauszuführen.

König Balak akzeptiert das nicht. Sein Gott ist nicht so. Seine Vorstellung von Gott ist nicht so. Und er will keinen Gott haben, der so handelt. So bleibt er denn dem Volk Gottes gegenüber feindlich eingestellt und muss es sehen als Löwe, der sich nicht legt, bis er seinen Raub gefressen hat. Er ist nicht der einzige, der so gesinnt ist. Was meint ihr, was der tiefste Grund ist, dass Israel von allen Völkern gehasst wurde und gehasst wird, und dass auch die Kirche immer wieder verfolgt wurde und verfolgt wird an vielen Orten?

Israels Gott, der himmlische Vater eröffnet seinem eigenen Volk Israel und den Völkern in seinem lieben Sohn den Weg in die Freiheit nicht nur aus der äusseren Sklaverei, sondern grundlegend, aus der inneren, der Gebundenheit an Böses, und er bringt uns auf seinem Weg ans Ziel. Das tut der Gott, der nicht lügt. Wer aber diesem Weg wehren und die verderben will, die ihn gehen, hat Gott gegen sich und wirkt sich selber den Untergang und das Verderben. 

Gebet

Herr unser Gott, in Jesus Christus unser lieber himmlischer Vater, du weisst, wie wir von dir denken. Du weisst, was für Vorstellungen von dir uns prägen. Und wir? Wir wissen es wohl nur teilweise. Manches merken und spüren wir nicht. Wir sind uns so gewohnt. Vater im Himmel, erbarme dich über uns. Hilf uns um Jesu willen durch deinen Heiligen Geist. Decke uns durch ihn auf, wo wir verkehrten Vorstellungen anhängen und diese lieben. Mach uns davon frei, wo solche uns plagen und in die Irre führen. Zeige uns immer wieder aufs Neue deinen Sohn, Jesus, den du uns zum König und Richter und Retter gemacht hast, damit er uns rettet und zu einem neuen Geschöpf macht. Zeige uns ihn, den du uns zum Weg und zur Wahrheit und zum Leben gemacht hast, der uns zu dir bringt und uns erlöst und frei von jedem Bösen und jeder Unreinheit vor dich stellen wird.

Ihn lass uns schauen, ihm lass uns vertrauen, ihm lass uns nachfolgen. In seiner Kraft und Liebe lass uns Gutes tun und gelingen, dir zur Ehre und vielen und uns selber zum Guten und Segen.

Herr Jesus, erbarme dich über dein Volk, wo es gehasst und verfolgt wird. Erweise in ihm deine Kraft zum Durchhalten und deine Liebe, die nicht auslöscht, und lass ihre und deine Verfolger erfahren, dass sie dein Licht nicht auslöschen können und mit solchem Tun sich selber Verderben bereiten. Wie wir immer wieder hören, dass es geschieht, hilf auch solchen zur Umkehr zu dir. Denn du hast auch deine Feinde geliebt. Niemand von uns wäre sonst da bei dir.

Erbarme dich über die Not der Völker und geschundenen Menschen. Lass dein Evangelium ihnen verkündet und von ihnen aufgenommen werden. Bereite sie zu für Zeiten der Ruhe, um dir mit Dankbarkeit zu dienen. Lenke den Sinn der führenden Leute in Politik und Wirtschaft auf den Weg des Friedens. Lass es denen die Böses tun, nicht gelingen, und gib ihnen keinen Frieden über dem, was sie ihren Erfolg nennen. Auf dich hoffen wir und bitten: Komm bald, Herr Jesus.