Predigt zum Sonntag | Gemeinde Luzein

Predigt zum Sonntag

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4.Mose 22.36 – 23.12: Als Balak hörte, dass Bileam kam, zog er aus, ihm entgegen nach Ar in Moab, das am Arnon liegt, an der äussersten Grenze, und sprach zu ihm: Hab ich nicht zu dir gesandt und dich rufen lassen? Warum bist du denn nicht zu mir gekommen? Meinst du, ich könnte dich nicht ehren? Bileam antwortete ihm: Siehe, ich bin zu dir gekommen, aber wie kann ich etwas anderes reden, als was Gott mir in den Mund gibt? Nur das kann ich reden! So zog Bileam mit Balak, und sie kamen nach Kirjat-Huzot. Und Balak opferte Rinder und Schafe und sandte davon an Bileam und die Fürsten, die mit ihm waren.

Und am Morgen nahm Balak den Bileam und führte ihn hinauf nach Bamot-Baal, dass er von dort das äusserste Ende des Volkes überblicken konnte. Und Bileam sprach zu Balak: Baue mir hier sieben Altäre und schaffe mir her sieben Stiere und sieben Widder. Und Bileam sprach zu Balak: Tritt zu deinem Brandopfer! Ich will hingehen, ob mir vielleicht der HERR begegnet, dass ich dir sage, was er mir zeigt. Und er ging hin auf einen kahlen Hügel. Und Gott begegnete Bileam. Er aber sprach zu ihm: Sieben Altäre hab ich hergerichtet und auf jedem Altar einen jungen Stier und einen Widder geopfert. Der HERR aber gab das Wort dem Bileam in den Mund und sprach: Geh zurück zu Balak und sprich so!

Und als er zu ihm kam, siehe, da stand er bei seinem Brandopfer samt allen Fürsten der Moabiter. Da hob Bileam an mit seinem Spruch und sprach: Aus Aram hat mich Balak, der König der Moabiter, holen lassen von dem Gebirge des Ostens: Komm, verfluche mir Jakob! Komm, verwünsche Israel! Wie soll ich fluchen, dem Gott nicht flucht? Wie soll ich verwünschen, den der HERR nicht verwünscht? Denn von der Höhe der Felsen seh ich ihn, und von den Hügeln schaue ich ihn. Siehe, das Volk wird abgesondert wohnen und sich nicht zu den Heiden rechnen. Wer kann zählen den Staub Jakobs, auch nur den vierten Teil Israels? Meine Seele möge sterben den Tod der Gerechten, und mein Ende werde wie ihr Ende!
Da sprach Balak zu Bileam: Was tust du mir an? Ich habe dich holen lassen, um meinen Feinden zu fluchen, und siehe, du segnest!“ Er antwortete und sprach: Muss ich nicht das halten und reden, was mir der HERR in den Mund gibt?

Lesung: Römer 11

Liebe Gemeinde

Er konnte segnen und fluchen und wurde zum Fluchen gerufen, - und nun segnet er, dieser Magier Bileam. Können wir uns das Entsetzen von König Balak vorstellen? Da soll ein Volk, das man als feindlich und gefährlich einschätzt, gebannt werden,  stattdessen wird es gestärkt. Was ist da falsch gelaufen? Der König jedenfalls hat alles gemacht, was der Magier von ihm verlangt hat. Sieben Altäre hat er gebaut. Sieben Stiere und sieben Widder haben der König und der Magier geopfert. Nicht irgendwo haben sie das getan, sondern an einem besonderen Ort, auf Bamot-Baal, auf den Höhen des Baal. Baal wurde in diesen Gegenden als der Gott verehrt, der für die Fruchtbarkeit zuständig ist. Zum Segnen und Fluchen ist man natürlich auf Mächte der unsichtbaren Welt angewiesen. Das wussten König Balak und Bileam. Aber wenn man es recht machte, dann funktionierte das auch mit solchen Mächten, - wenigstens einigermassen. Dann taten sie doch etwa, was man wollte. Und Bileam konnte doch mit solchen Mächten umgehen. Dafür war er berühmt.

Doch Bileam, - konnte er, was er wollte? Was wollte er überhaupt? Er war gewarnt. Gott hatte ihm nämlich gesagt: „Verfluche das Volk nicht, denn es ist gesegnet.“ Und er hatte auf dem Weg den Engel des HERRN gesehen, der ihm mit dem blossen Schwert in der Hand entgegen gestanden war und ihn getötet hätte, wenn seine Eselin dem Engel nicht ausgewichen wäre. Dazu hatte der Engel ihm eingeschärft: „Nichts anderes, als was ich zu dir sagen werde, sollst du reden.“ (Kp.22.35) Als der König ihn deshalb fragte, warum er nicht mit der ersten Gesandtschaft gekommen sei, ob er denn gemeint habe, er könne ihn nicht ehren, da sicherte sich Bileam ab und sagte: „Wie kann ich etwas anderes reden, als was Gott mir in den Mund gibt? Nur das kann ich reden.“ Doch, - wollte Bileam so reden?

Überhaupt, wozu ist er denn gekommen? Er wusste doch, dass Balak ihn zum Fluchen bestellt hatte. Warum hat er Balak nicht gerade heraus gesagt: Ich kann dieses Volk nicht verfluchen. Gott selber hat mir gesagt, dass es gesegnet ist.? Und als Gott ihm begegnet, warum zählt er Gott auf, wie viele Altäre für Gott gebaut wurden, und wie viele Tiere darauf geopfert wurden, - anstatt sofort still zu werden und zu hören, was Gott sagt? Meinte er immer noch: wenn man es mit Gott recht macht, die rechten und genug Opfer bringt, dann macht Gott, was man will? Mir haben Leute schon gesagt: Beten nützt ja nichts. Gott tut ja nicht, was ich will. Diese Idee, dass Gott unsere Wünsche erfüllen sollte, steckt womöglich tiefer in uns, als wir uns darüber Rechenschaft ablegen, - unsere guten Wünsche natürlich: vor Krankheit und Unglück bewahren, die Kinder nicht neben aus laufen lassen, anständiges Wetter geben, für Frieden sorgen und Krieg verhindern. Böse bestrafen, Gute schützen, - und wirklich böse sind ja nur andere.

Hoffte Bileam, doch irgendwie fluchen zu können? Wenigstens ein bisschen? - oder doch so reden zu können, dass es zwar nicht gerade ein Fluch ist, man es aber als Fluch verstehen könnte? Man kann ja manches so oder so hören und deuten.

Doch Gott geht gar nicht auf die sieben Altäre und die geopferten Tiere ein. Man kann mit Gott nicht Handel treiben. Er gibt Bileam sein Wort in den Mund. So muss Bileam reden, ob er mag oder nicht.

Was sagt er denn? Das erste, was er selber und Balak zu lernen haben, und auch wir: Man kann nicht verfluchen, was Gott nicht verflucht. Auch das andere gilt: Man kann nicht segnen, was Gott nicht segnet. Überhaupt, man kann über Gott nicht verfügen. Was segnet denn Gott? Sein Volk. Israel ist Gottes Werk, sein Volk. Darum ist es gesegnet und hat eine ewige Verheissung. Kein Mensch und überhaupt keine Macht kann Israel verfluchen, so dass es nicht mehr wäre und unterginge. Die Völker kommen und verschwinden. Kein Volk hat die Verheissung, dass es in Ewigkeit bleibt, nur Israel. Nun dürfen wir das nicht so missverstehen, dass Gottes Volk keine Folgen von seinen unrechten Taten tragen müsste. Gott erzieht sein Volk. Oft scheint er, mit ihm strenger zu sein als mit andern Völkern. Aber niemals gibt er es völlig preis. Er lässt es nicht fahren, sondern beschneidet es und arbeitet an ihm, bis hin dass er es neu pflanzt und pfropft, bis es ganz die Art hat, die Gott will, bis nur noch Gottes Leben und Liebe in ihm ist, nichts Unmenschliches mehr, bis es nur noch den vollkommenen Menschen Gottes darstellt. 

Und die Völker? Sie alle sind gerufen, anstatt gegen das Gottesvolk zu streiten, Teil des Gottesvolkes zu werden. Wie denn? Weisst du es nicht? Wir kennen ihn doch, den wahren Israeliten nach Gottes Herz, den vollkommenen Menschen: Jesus von Nazareth. Wer zu ihm kommt, wer an ihn glaubt, wer in ihn gleichsam eingepflanzt wird, wer also in Christus ist, der ist Teil des Volkes Gottes. Darum sündigt gegen sein eigenes Leben, wer Israel verflucht. Darum hat die Kirche, wo auch immer sie Israel verachtet, verfolgt, gemordet hat, zum eigenen Schaden dies getan. Und es ist allein Gottes Gnade, dass es noch Kirche gibt, so wie es allein Gottes Gnade ist, dass Israel noch ist.

Das zweite, was Bileam und Balak und uns gezeigt wird, ist das Wesen Israels. Es wohnt abgesondert von andern Völkern, es rechnet sich nicht zu den Völkern. Es ist auffällig: Nie konnte Israel sich ganz mit andern Völkern vereinen, selbst wenn es wollte. Kein Volk rechnet auf Dauer die Juden wirklich zu sich. Mit den Christen geht es ähnlich. Zwar sind die Christen Bürger verschiedener Staaten. Aber irgendwie fallen sie doch immer wieder als verschieden von den andern Leuten auf. Und wo Nationen geschlossen christlich waren, da gab es innerhalb der Kirchen stets Christen, die sagten: Zurück zum Evangelium! So wie es jetzt geht, geht es nicht! Solche wurden oft von der offiziellen Kirche verfolgt, wie die Israeliten und Juden auch immer wieder verfolgt wurden, und wie von Israel selber die eigenen Frommen und die eigenen Propheten verfolgt wurden. 

Überall auf der Welt gibt es Christen. Fast überall gibt es auch Juden. Aber die Bindung der Juden untereinander ist stärker als die an den Staat, denn ihre Bindung ist an die Lehre Gottes. Auch die Bindung der Christen untereinander ist stärker als die an den eigenen Staat, ja, als an die eigene Familie, denn es ist die Bindung an Christus, der sie mit sich und untereinander verbindet. So kann man bei Christen und Israeliten beobachten: Manchmal zwar verschmelzen sie fast mit den Völkern, unter denen sie wohnen. Sie scheinen, in der Gesellschaft aufzugehen, - und dann wieder werden sie von denselben Völkern wie ausgeschieden.

Das dritte: Man kann ihre Menge nicht zählen. Einst hatte Abraham, der Stammvater Israels, zu Gott geklagt: „Mir hast du keine Nachkommen gegeben.“ (1.Mose 15.3) Da liess Gott ihn zum Himmel aufschauen und sagte zu ihm: „Kannst du die Sterne zählen? So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“ Kein Mensch weiss, wie zahlreich die Menschen sind, die schliesslich von Gott zu seinem Volk gerechnet werden. Johannes, der in den Himmel blicken durfte, sah eine unzählbare Schar vor Gottes Thron. (Offenbarung 7.9)

Geht von diesem Segenswort über Gottes Volk etwas Bedrohliches aus für andere Völker? Nur für die, die es bekämpfen, schwächen und vernichten wollen. Ihnen wird gesagt: Das wird euch nicht gelingen. Dieses Volk kann man nicht vernichten. Dem kann man nicht das Gedeihen und das Leben nehmen, denn es ist gesegnet. Sein Gott, der der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, hat es gemacht und gesegnet und wird es zur Vollendung bringen.

Darum sagt Bileam zum Schluss: „Meine Seele möge den Tod der Gerechten sterben, und mein Ende werde wie ihr Ende.“ Zum Fluchen ist Bileam geholt worden. Nun musste er die Herrlichkeit Israels erzählen. Mehr noch, es wurde ihm davon etwas offenbart. Und offensichtlich wurde er mindestens ein stückweit von dieser Herrlichkeit überwältigt. „Meine Seele möge den Tod des Gerechten sterben.“ „Mein Ende werde wie ihr Ende.“ In meinen Ohren tönt das wie eine Sehnsucht danach, Anteil am Volk Gottes zu haben. Lieber ein gerader Menschen werden und sterben, als krumm mit Tricks und Kniffen länger zu leben. Mit dem Volk Gottes das Ziel erreichen, auch wenn das sterben heisst. Wenn das schon herrlich erscheint, wie viel mehr ist uns Christen da gegeben! Die wir die Verheissung haben, dass wir von Christus auferweckt werden, wenn wir ihm nachfolgen und uns darin üben, uns vom Bösen zu trennen und zu tun, was vor ihm recht ist, auch wenn es uns etwas kostet, auch wenn wir darüber sterben müssen. Darum selig, wer in sich diese Sehnsucht verspürt, die Sehnsucht nach Christus und dem Anteil an seinem Volk. Und selig, wer für das an Christus sein Leben dran gibt, um es von ihm neu zu empfangen.

Gebet

Herr, unser Gott, du hast dir ein Volk geschaffen, Israel. Ihm hast du eine ewige Verheissung gegeben. Und was du verheissen hast, das erfüllst du, denn du bist der  Treue und hältst, was du versprochen hast. Lass uns dein Volk nicht mit Neid sondern mit Dankbarkeit anschauen, denn durch es hilfst du den Völkern und schaffst die Rettung für die Welt. In ihm hast du deinen Sohn Mensch werden lassen, der Herrscher aus dem Stamm Juda, der Nachkomme Davids, der König für immer und ewig für sein Volk Israel und die Völker, Israels und der Völker Richter und Retter. Durch ihn gibst du uns Anteil an deinem Volk, so dass wir und eine unzählbare Schar aus allen Völkern zu deinem Volk gerechnet werden.

Lass uns bei dir bleiben und immer inniger mit dir verbunden werden, Herr Jesus. Wende dein Volk Israel zu dir. Lass unter den Völkern dein Evangelium verkündet werden. Gib deinen Boten offene Türen und zieh die Menschen zu dir. Vollende dein Werk an deinem Volk und der Welt und komm bald, Herr Jesus. Und bis dahin lass und in Geduld deine Liebe lernen, Gutes tun, tun und reden, was dir gefällt und den Menschen Segen bringt.